Da auch in unserem Aquarium in den Sommermonaten bei Raumtemperaturen bis ca. 30 Grad die
Temperatur entsprechend ansteigt war es an der Zeit sich eine passende Kühlmethode zu überlegen (nicht alle der
enthaltenen Wirbellose mögen es so warm).
Technisch machbar wäre da einiges, wie beispielsweise :
- Eis reinwerfen
- Teilwasserwechsel täglich mit Kaltwasser
- Peltier-Elemente (wandeln Strom direkt in Wärme/Kälte)
- Verdunstungskühlung per Ventilator
- MeerwasserAQ-Kühlaggregat
- Kühlaggregat aus Kühlschrankteilen basteln
- Klimaanlage in der Wohnung einbauen
Diese Methoden haben alle so ihre Vor- und Nachteile :
- man braucht Unmengen Eis, was nicht so leicht herstellbar ist im Privathaushalt. Kann
auch den AQ-Bewohnern schlecht bekommen wenn oben 15 kg Eis schwimmen (Temperaturschock). Je nach Anwender
mehr oder minder lautlos.
- Machbar, aber umständlich und nicht gerade ideal wenn man zusätzlich Dünger oder Medikamente
zugeben muss. Ausserdem nicht effektiv wenn die Wasserleitungen zu dicht an der Hausaußenwand verlaufen. Je
nach Anwender mehr oder minder lautlos.
- Peltier-Elemente sind nicht so effektiv, außerdem müßte man extra ein Wärmetauschersystem basteln um
das warme Wasser an ihnen vorbeizuführen. Leistungsfähige Gleichspannungsversorgung erforderlich. Peltier-
Elemente sind lautlos.
- Billigste Variante. Temperaturdifferenzen bis ca. 5 Grad praktikabel. Verdunstungsverluste im AQ bei
112 Liter AQ und Ventilator 75 Kubikmeter/h ca 3-5 Liter/Tag. Lautstärke von akzeptabel (Lüfter guter
Qualität) bis unerträglich (billiger Mini-Lüfter).
- Ultra-Profivariante. Klappt prima, ist aber sauteuer in Anschaffung und Unterhalt. Relativ geräuscharm.
- Schlechte Regelbarkeit wenn kein externer Kaltwasserspeicher. Betrieb mit 230V~, also Bau nur durch
Elektrofachkraft, evtl. elektrische/kältetechnische Abnahme notwendig. Relativ geräuscharm, je nach Aufbau.
- Erstklassige Funktion, denkbar teuerste aller Methoden. Lautstärke steht in direktem Zusammenhang mit
Preis (Qualität) und Wartung.
Bleibt also eigentlich nur die Verdunstungskühlung mit Ventilator. Der Aufbau ist denkbar simpel :
- Lüfter mit Abdeckung (!) und stabilisiertes Netzteil ausreichender Leistungsfähigkeit vom
Elektronikgroßhändler des geringsten Mißtrauens besorgen (für oben genannte Konfiguration Lüfter ca. 18
Euro, Netzteil 8 Euro, Abdeckung 3 Euro). Kleine CPU-Lüfter bringen nicht die erforderliche Leistung (@ 2003,
wenn in ein paar Jahren die 10 GHz Grenze fällt siehts evtl. anders aus ;-) ).Auch sollte der Lüfter für
Dauerbetrieb geeignet sein (ED 100%). Das Netzteil sollte idealerweise eine stabilisierte Variante sein,
weniger wegen der "genaueren" Ausgangsspannung als mehr wegen der meistens etwas höheren Qualität der
Bauteile (Dauerbetriebsfähigkeit (-> Temperatur des Netzteils sollte auch nach mehrstündigem Betrieb nicht
mehr als handwarm sein), Lebensdauer).
- AQ-Silikon zur Befestigung, ca 15 Euro, beim Fachhändler oder Baumarkt
- Moskitonetz mit Klettband zur unteren Abdeckung, ca. 4 Euro, Baumarkt. Vermindert die Wahrscheinlichkeit
von Sushi ;-)
Ich habe mich dazu entschieden, den Ausschnitt für den Lüfter nicht in den umlaufenden Rand der Abdeckung zu
machen sondern in die hochklappbare Abdeckung. Läßt den Einbau von größeren Lüftern zu (Platz) und macht nichts
an der Stabilität. Auch sollte man an der dem Ventilator gegnüberliegenden Seite die Abdeckung ein Stückchen
öffnen damit wirklich eine Durchströmung stattfindet und nicht einfach ein mehr oder minder statischer
Überdruck erzeugt wird, ein längs aufgeschnittenes Schlauchstückchen auf den Rand der Abdeckung reicht da schon.
Die Zuleitung vom Netzteil zum Lüfter sollte man so verlegen das kein Wasser daran in die Steckdose
herablaufen kann!
In den heißen Sommermonaten kann man den Lüfter eigentlich durchlaufen lassen, ansonsten bewährt es sich den
Lüfter parallel zum Licht zu schalten. Eine Regelung über Thermostat ist zwar einfach machbar aber imho
unnötig, soviel Leistungsüberschuss hat man selten das es den Fischen ernsthaft zu kalt wird.
Hardcore-Bastler greifen auch gerne zur temperaturabhängigen Drehzahlregelung, ist aber nicht wirklich unbedingt
notwendig ;-))
Die ganze Sache hat im übrigen den netten Nebeneffekt das die Leuchtstoffröhren/HQLs/Vorschaltgeräte gekühlt
werden, wodurch deren Lebensdauer ansteigt.
Ein bißchen Theorie, soll ja auch schonmal ganz nett sein ;-)
Eis reinwerfen und Teilwasserwechsel sind physikalisch mehr oder minder dasselbe, d.h. für Praxiszwecke kann man
das mit derselben Formel "erschlagen":
T(1:2) = ((m1 * T1) + (m2 * T2)) / (m1 + m2)
wobei T(1:2) die resultierende Temperatur, m1 und T1 Literzahl und Temperatur im AQ und m2 und T2 Literzahl
und Temperatur des Wechselwassers sind. Als Beispiel :
((80 Liter * 30 Grad) + (20 Liter * 25 Grad)) / (80 Liter + 20 Liter) =
29 Grad resultierende Temperatur
Daraus kann man aber schon sehen das Eis nur in haushaltsunüblichen Mengen was bringt, und Teilwasserwechsel
eher noch weniger.
Im übrigen aber eine Thematik die beim winterlichen Wasserwechsel mit teilweise eisigen
Frischwassertemperaturen imho durchaus von auch Bedeutung sein kann ;-)
Das ganze gibts auch in Form von einem kleinen Programm (Sourcecode und
ELF-binarie (Linux) (9 kb))
Das ganze funktioniert nach dem Prinzip der "adiabatischen Kühlung", das heisst das
daß der Flüssigkeit und ihrer Umgebung die zum Verdunsten erforderliche Verdunstungswärme entzogen wird.
Dabei können wir davon ausgehen ;-) das 4180 Joule benötigt werden um 1 kg Wasser um 1 Grad in der Temperatur
zu verändern. Also müssen wir jedem Liter 4,18 kJ entziehen - macht bei 100 Liter Wasser im AQ 418 kJ, entsprechend
418 KWs entsprechend 0,1161 KWh.
Die Verdampfungsenthalpie von Wasser liegt (temperaturabhängig) zwischen 2000 und 2500 kJ/KG. Also könnten
wir mit der Verdampfung von 1KG Wasser in obigem Beispiel die Temperatur im Aquarium um etwa 4,8 Grad vermindern.
Nicht schlecht, oder?
Noch das eine oder andere Foto ;-)